Ob du ein Haus mit vier Wänden und Satteldach baust, einen Wanddurchbruch planst oder dir einen Anbau wünscht: Ein Statiker, der das Tragwerk deines Projekt plant und alle einwirkenden Kräfte berechnet, ist fast immer notwendig, damit das Bauwerk sicher steht. Die Frage nach den Kosten stellt sich da schnell. Denn Budget und Kosten sind natürlich ausschlaggebende Faktoren bei der Entscheidung für ein Bauprojekt.
Was macht eigentlich ein Statiker?
Dem Statiker, der auch als Tragwerksplaner oder Bauingenieur bezeichnet wird, obliegen unterschiedliche Aufgaben. Die Bezeichnung Tragwerksplaner ergibt sich schlicht und ergreifend aus der Tatsache, dass er die Tragfähigkeit eines Gebäudes berechnet. Die Berechnung erfolgt mit Hilfe von Kennwerten für bestimmte Konstruktionen und Materialien.
In seiner Berechnung lässt der Statiker darüber hinaus die Bodentragfähigkeit, die im Baugrundgutachten untersucht wurde einfließen. Sollte noch kein Bodengutachten vorliegen, kann der Statiker dies normalerweise über einen Kooperationspartner zur Verfügung stellen.
Die Aufgabenbereiche eines Statikers sind vielseitig, daher solltest du nicht auf den Statiker beim Hausbau verzichten, auch wenn sich dadurch die Baunebenkosten für die Bauvorbereitung erhöhen.
Statiker sind nicht überall Pflicht
Ob du einen Statiker beauftragen musst oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, in welchem Bundesland du dein Bauvorhaben planst. Das Gesetz sieht hier derzeit bestimmte Bundesländer vor, in denen du zwingend ein Statiker beauftragen musst. Wir von Construyo können dir auch bei dieser Frage gerne weiterhelfen.
In den Bundesländern, in denen die Einschaltung eines Statikers Pflicht ist, gibt es einen genau vorgeschriebenen Umfang, in dem die Prüfung durchgeführt werden muss. Diese Vorgehensweise ist in der bautechnischen Prüfungsverordnung festgeschrieben.
Das Statikergutachten beinhaltet in der Regel die Überprüfung der allgemeinen Standsicherheit bei der Planung, die Prüfung der Erdgeschossdecke und der Dachkonstruktion. Ebenso beinhaltet das Statikergutachten die Ausführungszeichnungen wie beispielsweise den Fundamentplan und die Brandschutz Ausführungszeichnungen.
Die Erbringung des Standsicherheitsnachweises durch einen Statiker ist in jedem Bundesland Pflicht – unabhängig von der Größe des Bauvorhabens. Die Kontrolle durch einen öffentlich bestellten Prüfingenieur für Baustatik ist hingegen bei kleineren Bauvorhaben freigestellt. Empfehlenswert ist eine solche Prüfung natürlich trotzdem. Letztlich möchtest du als Bauherr sicher sein, dass die Standsicherheit und die Tragfähigkeit deines Hauses gegeben ist.
Häufig reicht bei einem Bauvorhaben ein Bodengutachten aus. Hier plant der Architekt das gesamte Bauvorhaben und beachtet dabei auch zeitgleich alle Faktoren die Statik betreffend), was eine zusätzliche Statik-Prüfung überflüssig macht.
Wichtig ist aber anzumerken, dass dies nur gilt, wenn der Architekt in der Liste der Tragwerksplaner in einem Bundesland in Deutschland eingetragen ist. In Schleswig-Holstein und Hessen ist diese Regel nochmals verschärft. Hier muss der Architekt wirklich auch in dem jeweiligen Bundesland eingetragen sein. Eine Eintragung in einem anderen Bundesland reicht hierbei nicht aus.
Ein Bodengutachten ist in der Regel sehr sinnvoll. Hier geht es nicht nur allein um die Tragfähigkeit des Hauses, sondern zugleich betrifft die Bodenbeschaffenheit auch die Kellerplanung. Gerade wenn ein Keller geplant ist, spielt der Grundwasserspiegel eine entscheidende Rolle, ist dieser zu hoch, so muss dringend vom Kellerbau abgeraten werden.
Statiker werden aber auch häufig beauftragt, wenn es sich um Schäden am Altbau handelt. Diese Schäden können nämlich schnell die Tragfähigkeit des Hauses beeinflussen. Gerade wenn es sich also um den Kauf eines Altbaus handelt, der bereits Beschädigungen aufweist, dann solltest du keinesfalls auf das Gutachten eines Statikers verzichten. Insbesondere deswegen, weil es sich hier dann nicht um ein komplett baustatisches Gutachten handelt, sondern zunächst nur um eine allgemeine Begutachtung.
Sichtbare Risse im Mauerwerk oder die Verschiebung von Wänden sowie die Setzung von Wänden sind die Warnzeichen, die den Einsatz eines Statikers zwingend erforderlich machen. Gleiches gilt, wenn du im Zuge eines Umbaus planst, Wände zu entfernen.
Was kostet ein Statiker?
Die Frage nach den Kosten für den Statiker lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Preis für die statischen Berechnungen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei ist es natürlich wichtig, wie groß und komplex das geplante Gebäude ausfallen soll. Denn je komplexer das Objekt ist und je aufwändiger und umfangreicher die Berechnungen ausfallen, desto höher fallen auch die Kosten aus. Die neun Leistungsphasen (LP) der Honorarverordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) geben einen ersten Überblick über die Leistungen des Statikers:
- LP 1: Grundlagenermittlung
- LP 2: Vorplanung
- LP 3: Entwurfsplanung
- LP 4: Genehmigungsplanung
- LP 5: Ausführungsplanung
- LP 6: Vorbereitung der Vergabe
- LP 7: Mitwirkung bei der Vergabe
- LP 8: Objektüberwachung
- LP 9: Objektbetreuung
Bis 2019 hat die HOAI die Honorare für Planungsleistungen gesetzlich festgelegt. Seit Juli 2019 ist die Verordnung jedoch nicht mehr verbindlich und Honorare können frei verhandelt werden. Es lohnt sich also, mehrere Angebote zu vergleichen. Dabei können Abweichungen von mehr als 60 Prozent die Angebote unterscheiden. Die Berechnung für ein Einfamilienhaus ist natürlich weniger komplex und entsprechend günstiger als die Berechnung des Tragwerks für ein Mehrfamilienhaus. Statiker können aber auch nach Arbeitsstunden abrechnen. Auch dann wird mehr Aufwand, der sich in mehr gebrauchter Zeit niederschlägt, teurer.
Durchschnittlich nehmen viele Ingenieurbüros 80 EUR pro Stunde als Stundenlohn an. Auch dieser Richtwert kann aber stark variieren.
Was kostet die Statik für mein Bauvorhaben?
Statiker-Kosten bei Neubau
Die Kosten für einen Statiker hängen von der Bausumme ab. Etwa 3.900€ Statikerkosten sind für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von etwa 140 m² realistisch. Davon entfallen im Durchschnitt 2.700 € für die statischen Berechnungen an. Für die Bewehrungspläne musst du etwa 1.200 € zusätzlich einplanen.
Bei einem etwas größeren Haus mit einer Wohnfläche von 230 m² musst du für die Statik mit einem Preis von etwa 3.600 € rechnen. Die Kosten für die Bewehrungspläne belaufen sich auf etwa 1.500 €. Insgesamt kommt man hier auf einen Preis von 5.100 € netto. Allerdings gilt stets zu beachten, dass es sich hierbei um keine feste Richtlinie für die Statikerkosten handelt. Unsere kompetenten Bauherrenberater können dir in einem kostenlosen Beratungsgespräch gerne eine genauere Einschätzung über die Kosten für dein Projekt geben.
Wanddurchburch
Viel zu oft werden Wanddurchbrüche in Blogs oder Ähnlichem als Projekt für den erfahrenen Heimwerker dargestellt.
Dabei ist auch ein kleineres Bauvorhaben wie der Wanddurchbruch ein erheblicher Eingriff in die Statik eines Hauses. Bevor du also mit dem Vorschlaghammer auf deine Wand einschlägst, muss ein fachkundiger Statiker die Lasten, die auf der betroffenen Wand liegen, genau berechnen.
Denn im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Einsturz der Wand oder sogar des ganzen Hauses kommen. Wie immer gilt also: Nicht an den falschen Ecken sparen, sondern besser in eine gründliche Planung investieren. Die Kosten für die Berechnungen hängen dabei vor allem von einem Faktor ab – ist die Wand tragend oder nicht? Eine tragende Wand gehört zu den tragenden Bauelementen eines Bauwerks. Das bedeutet also, dass man eine solche Wand nicht einfach durchbrechen und schon gar nicht entfernen kann. Es müssen sogenannte konstruktive Maßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel das Einsetzen eines Stahlträgers, der weiterhin die zu tragenden Lasten in den Baugrund ableitet.
Ein weiterer Faktor der den Preis deiner statischen Berechnungen beeinflusst ist das Vorhandensein der Bestandsstatik. Dabei handelt es sich um die statischen Berechnungen, die beim Bau des Hauses erstellt wurden. Ist die Bestandsstatik da, besteht für den Statiker keine Notwendigkeit einen Ortstermin durchzuführen.
Eine Wand in einem neu gekauften Altbau soll auf einer Länge von 3,5 Metern durchbrochen werden. Leider sind keine Bestandsunterlagen vorhanden und die Bauherrin kennt das Material der Wand nicht. Deshalb muss der Statiker vor den Berechnungen einen Ortstermin durchführen. Die Kosten für den Termin und die statischen Berechnungen, inklusive der Ausführungsplanung, betragen 1.200€.
Für den Fall, dass Bestandsunterlagen vorhanden sind, ergibt sich häufig der Ortstermin. Der Statiker muss nur noch rechnen. Dafür sind mit Preisen zwischen 600€ und 900€ zu rechnen.
Länge | Wand | Wanddicke | Material | Preis |
---|---|---|---|---|
2m | Innenwand | 12cm | Mauerwerk | ca. 2.600€ |
2m | Innenwand | 24cm | Mauerwerk | ca. 3.300€ |
2m | Innenwand | 24cm | Stahlbeton | ca. 4.400€ |
4m | Innenwand | 12cm | Mauerwerk | ca. 5.800€ |
4m | Innenwand | 24cm | Mauerwerk | ca. 7.200€ |
4m | Innenwand | 24cm | Stahlbeton | ca. 9.500€ |
Umbau
Bevor wir mit den Statik-Kosten für den Umbau weitermachen können, muss als Erstes geklärt werden, was bei dem Umbau gemacht werden soll.
Es gibt keine feste Definition für den Umbau, daher können unterschiedliche Bauvorhaben zusammen den Umbau eines ganzen Hauses ergeben.
Häufig gehören Wand- oder Deckendurchbrüche, Anbauten oder Dachsanierungen zu den beliebtesten Umbaumaßnahmen. Natürlich hängen auch die Kosten für die statischen Berechnungen bei deinem Umbau von den konkreten Maßnahmen, die vorgenommen werden, ab.
Dennoch gibt es einige Faktoren, die stets einen Einfluss auf die Kosten der statischen Berechnungen nehmen.
Zum einen spielt der Zustand des Gebäudes eine große Rolle. Je nachdem in welchem Zustand das Gebäude und die Materialien sind, wird bestimmt, inwiefern die Bauelemente verstärkt oder entfernt werden müssen.
Auch das Baujahr nimmt Einfluss auf die Kosten. Bei Dachausbauten erschweren beispielsweise alte Dachstühle den Umbau. Bei Dächern die älter als 70 Jahre sind, ist mit 10% bis 20% Mehrkosten im Vergleich zu einem jüngeren Gebäude zu rechnen.
Beispiel 1 – Anbau
Bei einem einstöckigen Anbau in Massivbauweise mit 30 Quadratmetern Grundfläche und Flachdach an ein Einfamilienhaus können mit Statikerkosten von ca. 2.500€ gerechnet werden – damit sind aber auch die Bewehrungspläne eingeschlossen, die für den Bau sehr wichtig sind und auch Materialkosten sparen können.
Beispiel 2 – Neuer Balkon
Ein neuer Balkon kann ein bestehendes Haus deutlich aufwerten. Bei einem Balkon aus Stahl mit einer Fläche von 10 Quadratmetern, der im ersten Obergeschoss angebracht werden soll, liegt der Preis für die Statik bei ungefähr 1.000 bis 1.300€. Wichtig ist hierbei zu berücksichtigen, ob eine Bestandsstatik für das Haus vorliegt, die die statischen Berechnungen für den Balkon deutlich erleichtert.
Je nach Ausmaß und Komplexität des geplanten Umbaus variieren selbstverständlich auch die Kosten für de statischen Berechnungen.
Unterschiedliche Kosten bei Pflicht-Gutachten und freier Begutachtung
Die gesetzlichen Verpflichtungen bei der Planung eines Gebäudes in Hessen, Brandenburg und Berlin verlangen die baustatische Begutachtung der Pläne und der Bauzeichnungen. Diese sollen sicherzustellen, dass das Gebäude auch wirklich tragfähig ist. Zwar unterscheidet sich der vorgeschriebene Umfang der Begutachtung von Bundesland zu Bundesland ein wenig, aber insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Kosten bei der Bauplanung durchschnittlich auf rund 1.600 Euro bis 2.700 Euro belaufen. Diese Kosten sind also die Baunebenkosten für den Statiker, die aber unter Umständen, abhängig vom Tragwerksplaner, auch deutlich teurer werden können.
Grundsätzlich zählen zu einer solchen Prüfung zunächst die Prüfung der Standsicherheit und der Planung sowie alle Ausführungszeichnungen im Detail. Hierzu zählen der Fundamentplan (Bewehrungsplan), die Erdgeschossdecke und auch die Dachkonstruktion. Unter Umständen zählen ebenfalls die Brandschutzausführung Zeichnungen dazu.
Ein bodenmechanisches Gutachten vor Beginn eines Neubaus ist sinnvoll, denn hier werden die Tragfähigkeit Unterschiede sofort sichtbar. Diese würden sonst nicht in die Bauplanung einfließen. In der Regel liegen die Kosten für ein solches Gutachten zwischen 500 und 1000 Euro.
Anders sieht es allerdings aus, wenn es sich um Gebäude mit Schäden handelt. Hier sollte unbedingt begutachtet werden, ob sich um eine Beeinträchtigung der Tragfähigkeit des Gebäudes handelt. Erste Anzeichen könnten beispielsweise Risse im Mauerwerk sein, ebenso wie die Verschiebung oder die Setzung von Wänden. Besonders wenn es sich um ein Kaufvorhaben älterer Häuser handelt, sollte ein Statiker zur Begutachtung sichtbarer Schäden herangezogen werden.
Hier handelt es sich aber in aller Regel lediglich um eine Begutachtung und nicht um ein komplettes baustatisches Gutachten. Daher halten sich die Kosten für eine solche Begutachtung auch eher in Grenzen. Abhängig von der Art und dem Aufwand der Begutachtung belaufen sich die Kosten auf wenige 100 Euro. Gerade eine solche Begutachtung sorgt häufig dafür, dass der Statiker dir in der Folge zu den besten und kostengünstigsten Sanierungsmöglichkeiten raten kann.
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