Ökologisch bauen ist mehr als das Bauen mit einer gut gedämmten Gebäudehülle und dem Einsatz einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, das ist jedem Bauherren längst klar.
Ökologisches Bauen fängt bereits beim Entwurf an – wer die Energiequelle Sonne mit Hilfe einer günstigen Ausrichtung der Räume nutzt, auf eine einfache Hauskonstruktion setzt und mit lokalen Baustoffen baut, handelt nicht nur ökologisch, sondern spart damit langfristig viel Geld.
Worauf du bei der Bauweise und dem Baumaterial achten musst, wie deine Räume möglichst ökologisch werden können und was du sonst noch beachten kannst um möglichst klimaschonend und gesund zu wohnen: Wir haben eine Checkliste zum ökologischen Bauen für dich zusammengestellt.
1. Ökologisch Bauen und Energie sparen
Ökologisch zu bauen ist keine völlig freie Entscheidung des Bauherren – Wer neu baut, muss sich an den von dem BEG (ehemals EneV) vorgegeben Richtwerten orientieren.
Um darüber hinaus Nachhaltigkeit zu leben und auf lange Sicht Kosten zu sparen, lohnen sich zusätzliche Maßnahmen durchaus.
Den Primärenergiebedarf beachten
Der Primärenergiebedarf ist die gesamte Energiemenge, die benötigt wird, um ein Haus bewohnbar zu machen, in dem geduscht und gesaugt wird und in dem der Kühlschrank rund um die Uhr die Lebensmittel kühlt. Energie selber zu gewinnen und zu speichern ist nicht nur nachhaltig, sondern auch kosteneffizient.
Wirklich ökologisch ist es dabei, nicht möglichst viel Energie ins Haus dringen zu lassen, sondern eben so viel, wie man zu Leben braucht.
Transmissionswärmeverluste senken
Für eine gute ökologische Bilanz sind geringe Wärmeverluste über die Gebäudehülle die Basis.
Wärmedämmung, die energetische Qualität der Fenster des Bodens und der Türen und die Beschaffenheit des Dachs sind dabei entscheidend.
Strömt aus dem Haus viel Energie nach außen, in den womöglich nicht beheizten Keller oder die Garage, ist der U-Wert (im Energieausweis zu finden) besonders hoch, d.h. es ist mit hohen Energieverlusten und damit auch Heizkosten zu rechnen.
Um einen niedrigen Kennwert zu erreichen und möglichst ökologisch zu wohnen, sind Maßnahmen wie Fassaden-, Dach- und Kellerdämmung unumgänglich.
2. Ökologisch Bauen mit dem energieeffiziente Entwurf
Einfache Konstruktion wählen
Eine gewisse innere Logik und eine klare Struktur des Hauses, die die Umgebung und den Lebensstil der Bewohner mitdenkt, erweist sich als nachhaltig – denn eine einfache Form verhindert nicht nur eventuelle Wärmebrücken, sie spart auch wertvolle Ressourcen wie Material und Verarbeitung: Ein Erker ist zwar schön und gemütlich, bietet aber zusätzliche Fläche zur Wärmeabgabe.
Außerdem werden klare, einfache Formen nie unmodern und können Jahrzehntelang stilvoll bewohnt werden.
Ein weniger komplexes Haus kann sich außerdem im Fall einer Nutzungsänderung flexibel an die Bedürfnisse anpassen. Sollte Familienzuwachs erst in einigen Jahren erwartet werden, lohnt es sich zudem große Räume zu planen, die später einfach durch Trennwände separiert werden können.
Optimale Ausrichtung
Der künftige Hauptaufenthaltsort soll das Wohnzimmer und die Küche sein und daran soll die Terrasse angegliedert werden? Dann sollte dieser Teil des Hauses dem Süd-Osten ausgerichtet sein.Den Tag über sind die Räume der natürlichen Licht- und Wärmequelle Sonne ausgesetzt, das bedeutet, Energie muss weniger künstlich erzeugt werden.
Schlafräume hingegen können genau wie Toiletten und Flure dem Norden ausgerichtet sein, denn in diesen Räumen wird weder viel Licht noch dauerhaft Wärme benötigt, außerdem dient diese Maßnahme dem sommerlichen Wärmeschutz. Hier kann auch an der Größe der Fenster und damit auch an eventuellen Energieverlusten gespart werden.
Flure und Abstellräume können gänzlich auf Fenster verzichten, im Schlafzimmer ist ein kleines Fenster unter Umständen schon ausreichend.
Flächeneffizienz
Je kleiner die Flächen im Haus sind, desto energieeffizienter lässt sich selbstverständlich leben. Nicht nur Strom-, Gas- und Warmwasser werden gespart, der Wohnkomfort wird durch kurze Wege enorm gesteigert.
Geschlossene Wärmehülle und wenig Wärmebrücken
Um Wärmeverluste zu minimieren, lohnt es sich eine einfache Bauform des Hauses, bestenfalls auch als eine einheitliche thermische Hülle.
Nicht temperierte Komponenten des Hauses wie der nicht beheizte Keller, Treppenhäuser im Mehrfamilienhaus, Balkone oder an das Haus angegliederte Garagen können dabei Störfaktoren darstellen. Es lohnt sich hier zu überlegen, diese Bestandteile abgetrennt vom Haus zu errichten oder – bspw. im Fall des Treppenhauses oder des Kellers – die Komponente in die Wärmehülle zu integrieren, sprich genauso zu beheizen, wie den rest des Hauses.
3. Ökologische Baustoffe verwenden
Bauen mit lokalen Ressourcen
Der hohe Lebensstandard, den wir in Europa und vor allem zu unserer Zeit gewohnt sind, erlaubt es uns in jeder denkbar möglichen Bauweise zu bauen und Materialien aus fernen Ländern zu importieren, sodass das Haus am Ende vollkommen unseren Vorstellungen entspricht.
Dass das weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll ist, liegt auf der Hand – die in der Umgebung vorhandenen Ressourcen zu verarbeiten spart Transportkosten, regionale Baustoffe sind aufgrund ihrer Verfügbarkeit auch oft günstiger.
Traditionell werden in Deutschland Holz und Stein eingesetzt, dies hängt sicherlich mit den oben genannten Aspekten zusammen. Einen Aufschwung erleben in letzter Zeit auch Lehmkonstruktionen, weil Lehm aufgrund seiner hohen Verfügbar günstig, nachhaltig und zudem klimaregulierend ist. Das Material ist gut recyclebar, Fehlstellen lassen sich gut ausgleichen. Der Lehmbau ist in Deutschland jedoch trotzdem vergleichsweise teuer, da viele Teile der Konstruktion handgefertigt sind und die Arbeitsleistung dadurch sehr hoch ist.
Wie bei jedem wertvollen Produkt muss am Ende der gewünschte Nutzungszeitraum und der eigene Geschmack berücksichtigt werden.
Ökologische Dämmstoffe
Ein gut gedämmtes Haus lässt wenig kostbare Energie nach außen dringen, deshalb ist Wärmedämmung per se schon ökologisch. Wer auf schwer abbaubare herkömmliche (oft günstigere) Dämmstoffe verzichten will, kann auch auf Alternativen umsteigen.
Nachwachsende Rohstoffe, die gut recyclebar sind Kork, Hanf, Flachs und Kokosfasern.
4. Ökologische Bauelemente wählen
Ökologisches Dach
Nachhaltigkeit bedeutet auch beim Dach – lokal, beständig und nachwachsend sollten die Rohstoffe sein. Außerdem sollte auf geringe Energiebilanz bei der Verarbeitung der Materialien geachtet werden.
Dachziegel und Dachsteine sind das in Deutschland am meisten genutzte Material für die Dacheindeckung. Letztere sind individueller in der Formgestaltung und benötigen für die Verarbeitung weniger Hitze als Dachziegel.
Auch Metalldächer haben eine gute Ökobilanz, insbesondere Kupfer und Zink. Dies ist nicht nur auf ihren Lebenszyklus und ihre Witterungsresistenz bezogen – Metalldächer sind besonders leicht und benötigen daher keine aufwändige Konstruktion ehe sie zum Einsatz kommen. Als regionales Naturprodukt mit hoher Lebensdauer kann im deutschen Raum auch Schiefer verbaut werden.
Neben dem Baustoff muss das Dach natürlich auch dicht und gut gedämmt sein. Eigene Energieerzeugung in Form von Solarenergie ist für das ökologische Dach kaum wegzudenken. Ein Gründach setzt im Hinblick auf die Ökobilanz noch eins drauf, hierfür gilt es jedoch besondere Voraussetzungen zu erfüllen.
Ökologische Fassade und Wände
Um die Fassade möglichst energieeffizient zu gestalten, muss auf Dämmung, geringe Wärmebrücken und Fenster mit niedrigen g-Werten geachtet werden. Sonnenschutz und Luftdichtheit tragen ebenfalls zum Verzicht auf zusätzliche Energie bei.
Wer darüber hinaus Energie und Kosten sparen will, setzt auf Sonnenschutz oder passive Wärmegewinnung durch Photovoltaik an der Fassade.
Ökologischer Keller
Keller können, sofern nicht trockengelegt und gedämmt, für die ökologische Bilanz des Hauses abträglich sein.
Wer neu baut, muss wenig befürchten, denn der Keller dient nicht mehr als Lagerraum, der zwingend dunkel, kalt und feucht sein muss. Meist befindet sich im Keller die Heizungsanlage, die gleich Wärme abgibt. Häufig ist der Keller sogar bewohnbar und steht den oberirdischen Räumen in Bezug auf die Wohnlichkeit im nichts nach.
5. Räume ökologisch gestalten
Die ökologische Küche
Wie alle ökologischen Räume sollte eine Küche mit nachhaltigen Bodenbelägen ausgestattet und möglichst wenigen Schadstoffen ausgesetzt sein. Schadstoffe können sich in der Wandfarbe oder im Möbellack befinden. Bei letzterem sollte die Wahl auf heimisches Holz fallen.
Das ökologische Badezimmer
Mehrere Stunden am Tag halten sich die Menschen im Badezimmer auf, umso wichtiger ist es, dass dieser Ort ein Wohlfühlort ist. Um das Bad langlebig und nachhaltig zu gestalten, sollte es barrierearm sein – das kommt nicht nur Kindern und Senioren zugute, sondern steigert auf für bewegungsuneingeschränkte Personen den Wohnkomfort.
Das ökologische Wohnzimmer
Wie oben beschrieben ist die Bauweise für die Wohnlichkeit entscheidend. Wohnzimmer, die so ausgerichtet sind, dass der Raum über den Tag den Aufenthaltsraum mit Licht und Wärme versorgt, profitieren energetisch. Gute Dämmung, Luftdichte und ökologische Wand- und Bodenbeläge tun ihr Übriges.
Das ökologische Schlafzimmer
Häufig hat das Schlafzimmer nur wenige Funktionen und benötigt in der Regel keinen besonders günstigen Lichteinfall oder kuschelige Temperaturen.
Die Ausrichtung in den Norden kann eine konstant niedrige Temperatur im Schlafzimmer begünstigen, der Verzicht auf große Fenster unterstützt das zusätzlich. Was vor allem zum Schlafen jedoch gebraucht wird, ist frische Luft und eine möglichst schadstoffarme Umgebung. Deshalb ist dort wie in keinem anderen Raum wichtig darauf zu achten, dass die Bodenbeläge möglichst natürlich sind (z.B. heimisches Holz statt Vinyl), eine (zentrale oder dezentrale) Lüftungsanlage könnte für eine gesundheitsfördernde Luftzirkulation sorgen.
6. Ökologische Innenausstattung wählen
Lüftungsanlagen
Luftdicht zu bauen hört sich im ersten Moment nach der klimafreundlichsten Variante an, ist aber nur zum Teil ökologisch: Einerseits entgleitet dem luftdichten Haus weniger Energie, andererseit kann bei nachlässigem Umgang mit den dichten Räumen schnell Feuchtigkeit und anschließend Schimmel entstehen.
Um dies zu verhindern, entscheiden sich Bauherren häufig für eine Lüftungsanlage.
Die Belüftung und Entfeuchtung der Räume findet völlig automatisch statt. Eine Variante ist der Einbau einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, diese ist jedoch recht teuer, die Herstellung und der Einbau ist sehr komplex.
Eine Alternative ist die dezentrale Lüftungsanlage, die lokal eingesetzt wird in Räumen mit einer hohen Feuchtigkeitsbelastung. Die Schwelle eine solche Luftregulierung einzusetzen ist geringer, da die Montage unkompliziert und die Anschaffungskosten vergleichsweise gering sind.
Achtung: Um ihre Effektivität zu behalten, müssen Lüftungsanlagen regelmäßig gewartet werden. Filter können je nach System jährlich entweder in der Spülmaschine gereinigt oder einfach ausgetauscht werden. Andere Wartungsarbeiten (wie Reinigung der Kanäle) können je nach Hersteller in einem 5-Jahre-Turnus erfolgen.
Bodenbeläge
90% unserer Zeit verbringen wir in Innenräumen, umso wichtiger ist hier auf ökologisch nachhaltige und auch gesundheitsfördernde Raumausstattung zu achten.
Langlebig kann selbstverständlich nur das sein, was dir wirklich gefällt. Deshalb solltest du vor allem im Bereich Bodenbelag etwas wählen, womit du dich wohl fühlst.
Das können je nach Funktion des Raums unterschiedliche Materialien sein oder sich als Thema durchs gesamte Haus ziehen.
Fliesen und heimische Holzarten in Form eines Dielen- oder Parkettbodens (mit schadstoffarmer Lackbeschichtung) sind hierzulande sicherlich eher unbedenklich, sowohl für deine Gesundheit als auch für die Umwelt. Wenn sich Vinyl oder Teppichböden für dich besser anfühlen, kannst du auch da ökologisch sinnvoll belegen, solange du auf die Gütesiegel achtest. Vor allem Vinyl und Laminat sind eher schwer zu recyceln, sind dafür jedoch langlebig und resistent.
7. Finanzierung fürs ökologische Bauen beantragen
Wie eingangs erwähnt, musst du beim Bau deines Hauses an einigen Stellen Geld investieren, um um besonders ökologisch zu bauen und um langfristig Energie sparen zu können. Da ökologisches Bauen im Interesse aller ist, werden deine Investitionen bezuschusst.
Die Zuschuss-Summe hängt letztlich davon ab, welchen Wert dein Haus am Ende erreicht. Deine klimafreundlichen Bemühungen in Form von Wärmedämmung, technischer Ausstattung und dem Einsatz von Solarenergie werden von der KfW und der BAFA gefördert. Ein Energieberater kann dich über deine Möglichkeiten informieren und für die Anträge für eine Förderung stellen.
Lohnt sich ökologisch bauen?
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Erde, hat sich der Hausbau schon längst eingereiht.
Jede Bemühung, nur so viel Energie zu verbrauchen, wie nötig und darüber hinaus noch selber Energie herzustellen, wird finanziell vom Staat belohnt.
Und das völlig zu Recht!
Ökologisch zu bauen ist aber noch mehr als das. Zum Ökologischen Bauen gehört auch ressourcenschonend zu bauen, mit heimischen und optimalerweise nachwachsenden und recyclebaren Materialien. Es heißt auch, sich bereits beim Entwurf über die Nutzung der Räume Gedanken zu machen.
Und nicht zuletzt heißt es auch, gesund und komfortabel zu wohnen. Das alles zusammen ergibt nachhaltiges Bauen von Häusern, in denen wir uns nicht nur wohlfühlen, sondern die wir auch unseren Kindern guten Gewissens hinterlassen können.