Wer kennt das nicht: Die Decke fällt einem auf den Kopf und man sehnt sich nach Veränderung im eigenen Zuhause. Und nun? Umziehen ist meist teuer und kostet zusätzlich viel Stress und Zeit.
Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten das eigene Zuhause umzugestalten und sogar zu vergrößern! Große, offene Räume bieten mehr Platz und Freiheit für Ihr Zuhause, Ihre Hobbys und Ihr Leben. Doch gerade in älteren Häusern liegen die Wände häufig sehr ungünstig und lassen den Wohnraum klein und dunkel wirken. Hier könnte ein Wanddurchbruch die ideale Lösung sein, um neuen Platz sowie zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten zu schaffen!
Oftmals ist der Entschluss schnell gefasst! Noch ein Ausflug zum Baumarkt und kurzerhand wird die Wand mit dem Schlaghammer bearbeitet. Doch was viele Baumagazine und Online Foren als Aufgabe für den Heimwerker darstellen, kann bei fehlerhafter Ausführung schwere Folgen für alle Bewohner haben, die im schlimmsten Fall zum Einsturz des gesamten Gebäudes führen. Denn der Durchbruch einer einzelnen Wand ist bereits ein massiver Eingriff in die Statik eines Gebäudes und gefährdet damit auch seine Standsicherheit! Bevor Sie also mit dem Durchbruch beginnen, erklären wir hier, was es alles zu beachten gibt.
Vorbereitung
Das A und O bei jedem Durchbruch ist eine ausführliche Planung!
Dabei muss zuerst festgestellt werden, ob die betroffene Wand tragend ist oder nicht. Tragende Bauelemente sind für die Standsicherheit des gesamten Gebäudes verantwortlich und dürfen dementsprechend nicht ohne weiteres durchbrochen oder entfernt werden. Damit Sie stets auf der sicheren Seite bleiben, sollten Sie in jedem Fall einen fachkundigen Statiker in die Planung miteinbeziehen.
Hier sollte immer beachtet werden, dass die Investition in eine ausführliche Planung immer günstiger ist als die Folgeschäden, die mit dem Einbruch der Wand oder sogar des gesamten Gebäudes entstehen.
Auch der Bauplan gibt Auskunft darüber, ob eine Wand tragend ist oder nicht. Darin werden die tragenden Bauelemente dicker dargestellt als nichttragende. Doch gerade bei älteren Häusern gehen die Baupläne oftmals verloren oder entsprechen nicht den heutigen Standards an Genauigkeit. Sollten Sie den Bauplan also nicht zur Hand haben, können Sie ebenfalls die Dicke des Mauerwerks messen. Ab einer Dicke von 17,5 Zentimetern kann davon ausgegangen werden, dass die Wand tragend ist.
Die Position der Wand kann ebenfalls ein Indikator für ihre tragende Funktion sein. Sollte die Wand an exakt derselben Stelle in einer höheren Etage wiederzufinden sein, dann ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit tragend. In Häusern mit mehreren Etagen, ist es durchaus üblich, dass auch tragende Wände in den höheren Etagen immer dünner werden, es ist daher immer Vorsicht geboten!
In jedem Fall sollten Sie nicht auf professionelle Hilfe verzichten. Die genannten Methoden sind keinesfalls als Ersatz für die statischen Berechnungen eines Statikers zu werten und sollten daher nicht ohne weiteres als Indikator für die Wandstärke verwendet werden.
Die Wand hat keine tragende Funktion?
Gute Nachricht: nicht tragende Wände können Sie selber durchbrechen und entfernen! Allerdings sollten Sie in jedem Fall die statischen Gegebenheiten untersuchen von einem Statiker untersuchen lassen. Denn auch nichttragende Wände können statische Funktionen haben. Die Innenwände haben oft eine aussteifende Funktion. Das bedeutet also, dass sie horizontalen Einflüssen wie dem Wind oder Erdbeben standhalten müssen.
Zudem gehen auch die nichttragenden Wände gerade bei Altbauten durch mehrere Stockwerke hindurch. So kann es sein, dass beim Durchbruch Teile der Wand von oben nachrutschen. So entstehen große Schäden, für die Sie sich im Zweifelsfall haftbar machen – und das wird teuer!
Leitungen und Rohre
Viele Versorgungsleitungen wie Gas, Wasser- oder Stromleitungen, verlaufen durch die Wände – und auch durch nichttragende Wände! Mit Hilfe eines Ortungsgeräts lassen sich die Leitungen schnell finden. Sollten Leitungen in der Wand zu finden sein, müssen Sie aufpassen! Gerade bei Gas- und Wasserleitungen können große Schäden entstehen. Es empfiehlt sich daher im Vorfeld alle Leitungen abzudrehen.
Die Wand ist tragend! Und nun?
Keine Sorge, auch tragende Wände lassen sich durchbrechen und sogar entfernen. Allerdings gibt es hier etwas mehr zu beachten.
Zum einen müssen die Lasten, die bisher von der Wand getragen wurden, weiterhin bis in das Fundament abgeleitet werden. Hierfür werden während der Bauarbeiten Schwerlaststützen auf beiden Seiten der betroffenen Wand aufgestellt, die später von einem sogenannten Sturz ersetzt werden. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um einen Stahlträger, der in die Wand eingemauert wird. Lage, Maße und Anzahl der Stahlträger legt der Statiker auf Grundlage seiner Berechnungen festgelegt.
Schweiß, Tränen und Staub
Die Wand-Art ist ermittelt, die Statik berechnet und Sie möchten nun endlich mit dem Durchbruch beginnen? Na dann los! Da neben, viel Arbeit, Schweiß und Tränen auch Schutt, Dreck und Staub in einen Wanddurchbruch involviert sind, ist es sinnvoll einen Container zu bestellen, um den Schutt zu entsorgen. Sollte sich die Wand in einer höheren Etage befinden, ist auch eine Schuttrutsche zu empfehlen.
Sie sind sich nicht sicher welche Containergröße sie nehmen sollen? Multiplizieren Sie einfach die Tiefe mit der Breite und Höhe der Elemente die entfernt werden sollen und verdoppeln Sie das Ergebnis, so erhalten Sie das ungefähre Volumen an Schutt, der bei den Arbeiten entsteht.
Doch auch der Staub sollte nicht unterschätzt werden. Feinstaub sammelt sich bei Umbauarbeiten häufig in kleinen Ritzen und Löchern an und kann im Anschluss nur noch schwer beseitigt werden. Kleben Sie also am besten alle möglichen Stellen an denen sich der Staub ansammeln kann ab und tragen Sie Ihre Möbel aus dem Raum.
Sind alle Vorkehrungen erst einmal getroffen, kann es mit dem Durchbruch losgehen. Obwohl es zahlreiche Anleitungen gibt, die den Wanddurchbruch Schritt für Schritt erklären, sollten Sie dennoch in Erwägung ziehen die Arbeit in professionelle Hände zu legen. Denn mit jedem Wanddurchbruch wird massiv in die Statik des gesamten Gebäudes eingegriffen. So können große Schäden entstehen, die nicht unbedingt immer sofort zu sehen sind. Es kann auch passieren, dass ein fehlerhafter Wanddurchbruch heute die Statik so beeinflusst, dass noch Jahre später der Dachausbau zum Beispiel nicht möglich ist.
Sie haben noch keinen Statiker für Ihren Wanddurchbruch gefunden? Wir helfen gerne! Erzählen Sie uns von Ihrem Vorhaben und wir finden die richtigen Experten für Sie!